24 Dezember 2011

adventskalender 24



Weihnachten

Was würdest Du machen, wenn Weihnachten wär'
und kein Engel würde singen.
Es gäbe auch keine Geschenke mehr,
kein >Süsser die Glocken nie kIingen<.
Im Fernsehen hätte der Nachrichtensprecher
Weihnachten glatt vergessen,
Und niemand auf der ganzen Welt
würde Nürnberger Lebkuchen essen.
Die Nacht wäre kalt.
Dicke Schneeflocken fielen,
als hätt' sie der Himmel verloren.
Und irgendwo in Afghanistan
würde ein Kind geboren.
In einem Stall, stell es Dir vor.
Die Eltern haben kein Haus.
Was glaubst Du, wie ginge wohl dieses Mal
eine solche Geschichte aus?

copyright Jutta Richter

23 Dezember 2011

Adventskalender 23


Sternengeschichte


Die Sterne über einer Stadt
hielten großen Sternenrat.
Sie waren's leid.


die Menschen in der hellen Stadt
hatten nämlich Sterne satt
und keine Zeit.


Und so beschloß der Sternenrat,
daß alle Sterne dieser Stadt
in Urlaub gehn.


Und es geschah, wie man gesagt,
die nächste Nacht wurde vertagt,
kein Stern zu sehn.

Die Menschen wunderten sich sehr.
Sie liefen unruhig hin und her
auf Sternenwacht.


Die ganz Gescheiten meinten gar,
der jüngste Tag sei ziemlich nah.
Er käm' bei Nacht.


Es war am zweiten Donnerstag,
als sich ein kleiner Stern erschrak,
den Halt verlor.


Er fiel an jener Stadt vorbei,
man hörte einen lauten Schrei
am Rathaustor.


Ein Kind hatte den Stern entdeckt
und seine Eltern schnell geweckt.
O welches Glück.


die Leute haben sich umarmt.
Die Sterne haben sich erbarmt,
kamen zurück.

Aus: Jutta Richter Es lebte ein Kind auf den Bäumen/ Hanser Verlag

22 Dezember 2011

Adventskalender 22



DER TRAUM

Ich träumte einen schlimmen Traum
Ich träumte ganz allein
Ich war in einem fremden Raum
Da wollte ich nicht sein
Ich wollte rufen und blieb stumm
Ich hatte die Stimme verloren
Im Zimmer krochen Spinnen herum
Mit großen Segelohren
Da endlich bin ich aufgewacht
Zu dir ins Bett gekrochen
Du hast im Schlaf mir Platz gemacht
Es hat nach dir gerochen.
Ich rücke nah an dich heran
Bin sicher hier und warm
Ich weiß, dass ich jetzt schlafen kann
In deinem weichen Arm

Copyright : Jutta Richter

21 Dezember 2011

Adventskalender 21






Der Neinengel


Mein Engel Neinengel
Kommt, wenn ich wütend bin
Breitet die Flügel aus
Stellt sich mir in den Sinn.
Einhalt gebieten
Wahrheit mir sagen
Hält mir die Hand fest
Will ich dich schlagen.

Mein Engel Neinengel
Wohnt auch in deinem Haus
Kommt, wenn du wütend bist
Breitet die Flügel aus.
Einhalt gebieten
Wahrheit dir sagen
Hält deine Hand fest
Willst du mich schlagen.

Mein Engel Neinengel
Lebt in der Zorneszeit
Breitet die Flügel aus
Klagt uns ein Leid
Einhalt gebieten
Wahrheiten sagen
Hält unsre Hand fest
Wollen wir schlagen.

Copyright: Jutta Richter

20 Dezember 2011

Adventskalender 20


Der Engel der Langsamkeit

Ein Engel hat immer für dich Zeit,
das ist der Engel der Langsamkeit.
Der Hüter der Hühner, Beschützer der Schnecken,
hilft beim Verstehen und beim Entdecken,
schenkt die Geduld, die Achtsamkeit,
das Wartenkönnen, das Lang und das Breit.

Er streichelt die Katzen, bis sie schnurren,
reiht Perlen zu Ketten, ohne zu murren.
Und wenn die Leute über dich lachen
und sagen, das musst du doch schneller machen,
dann lächelt der Engel der Langsamkeit
und flüstert leise: Lass dir Zeit!
Die Schnellen kommen nicht schneller ans Ziel.
Lass den doch rennen, der rennen will!

Ein Engel hat immer für dich Zeit,
das ist der Engel der Langsamkeit.
Der Hüter der Hühner, Beschützer der Schnecken,
hilft beim Verstehen und beim Entdecken,
schenkt die Geduld, die Achtsamkeit,
das Wartenkönnen, das Lang und das Breit.

Er sitzt in den Ästen von uralten Bäumen,
lehrt uns den Wolken nachzuträumen,
erzählt vom Anbeginn der Zeit,
von Sommer, von Winter, von Ewigkeit.
Und sind wir müde und atemlos,
nimmt er unsern Kopf in seinen Schoß.
Er wiegt uns, er redet von Muscheln und Sand,
Von Meeren, von Möwen und Land.

Ein Engel hat immer für dich Zeit,
das ist der Engel der Langsamkeit.
Der Hüter der Hühner, Beschützer der Schnecken,
hilft beim Verstehen und beim Entdecken,
schenkt die Geduld und Achtsamkeit,
das Wartenkönnen, das Lang und das Breit.

aus: Jutta Richter/ An einem großen stillen See/ Hanser Verlag/ München

18 Dezember 2011

Adventskalender 18




Arme Hunde                                     

Arme Hunde gibt es viele
Keiner will sie haben

Weil sie hinken
Weil sie stinken
Weil sie Pfützenwasser trinken

Weil sie beißen
Weil sie reißen
Weil sie auf den Gehsteig scheißen

Arme Hunde gibt es viele
Keiner will sie haben

Aber wenn wir sie nicht schlagen
Und nicht fort und weiterjagen
Werden arme Hunde lachen
Und uns Tag und Nacht bewachen

Merke: Jeder arme Hund
Wäre gern reich und rund


Copyright Jutta Richter

17 Dezember 2011

Adventskalender 17



Herbergssuche

Als Jesus geboren
pfiff draußen der Wind
und ganz rote Ohren
hatte das Kind

Als Jesus geboren
in Bethlehems Stall
da fragte Maria
überall

Als Jesus geboren
da sagte man nein,
ein schreiender Säugling
kommt hier nicht rein

Wär Jesus geboren
in dieser Nacht
du, Mama, wir hätten
doch aufgemacht?

Copyright Jutta Richter

16 Dezember 2011

Adventskalender 16


Hoffnung

Wenn die Hasen
auf dem Rasen
springen
wenn Libellen
die ganz schnellen
singen
wenn die Tauben
Stöckchen rauben
gurren
und die Katzen
mit den Tatzen
schnurren
wenn am Montag
schon der Sonntag
scheint
wenn Mariechen
hinfällt und nicht
weint
wenn die Leute
nicht nur heute
lachen
wenn die Dichter
neue Reime
machen
wenn die Kinder
auf der Straße
spielen
und mit Bällen
auf die Scheiben
zielen
dann ist klar
und wahr
gewiss
dass in dieser
Woche Frühling
ist


15 Dezember 2011

Adventskalender 15




Ach wär ich doch ein Vogelhund:
ich könnte bellend fliegen
Aber der eigentliche Grund:
Ich würd den Hasen kriegen!

Zu Füßen läge mir die Welt
Ich wäre immer oben
Ich flöge übers Weizenfeld
in einem großen Bogen

Der fette Kater Maunzelbunt
würd' in den Keller fliehen
Achtung, da kommt der Vogelhund,
wir müssen uns verziehen!

Und wenn die Nacht kommt
schliefe ich auf einem hohen Baum
wie schade, denkt der Vogelhund,
das alles ist ein Traum.
Copyright Jutta Richter

14 Dezember 2011

Adventskalender 14



Wochenlang hat unser Eich-
Hörnchen Haselnüsse
aufgesammelt dort am Teich
eingebuddelt hart und weich
in der Erde Risse.

Jetzt ist Winter und das Eich-
Horn ist ganz versessen
auf die Nüsse dort am Teich
Doch wo waren sie nur gleich?
Hat's Versteck vergessen!

(Mist)

Copyright Jutta Richter

11 Dezember 2011

Adventskalender 12


Das sind Dohlen!

Die Taubenengel

Die Taubenengel sind immer zu zweit,
sie gurren und rucken den Hals.
Und wenn du mal weinen musst, werden sie zahm
hüpfen ein bisschen und tun ganz lahm
und putzen sich lang und breit.
Dann trippeln sie hin, dann trippeln sie her
und rucken und gurren und machen
so lange Faxen, bis du sie siehst,
und dann musst du lachen!

Die Taubenengel sind immer zu zweit,
sie können nicht leise fliegen.
Sie brechen in Bäume, sie klatschen aufs Dach,
sie machen die kleinen Kinder wach,
wenn sie sich zanken und lieben.
Dann trippeln sie hin, dann trippeln sie her
und rucken und gurren und machen
so lange Faxen, bis du sie siehst,
und dann musst du lachen!

Die Taubenengel sind immer zu zweit,
der Himmel möge sie schützen.
Sie trinken die Tränen, sie picken die Zeit,
sie wissen im Winter, es ist bald soweit,
der Frühling wohnt unter den Mützen.
Dann trippeln sie hin, dann trippeln sie her
und rucken und gurren und machen
so lange Faxen, bis du sie siehst,
und dann musst du lachen!
Copyright Jutta Richter aus: An einem großen stillen See/ Hanser Verlag

Adventskalender 11








Die Königin von Ülzen

Die Königin von Uelzen,
die ist so winzig klein.
Sie paßt in unsern Büchern
in ein einziges Wort hinein.


Sie wohnt auf einem Hügel,
dort steht ein kleines Schloß.
Das Reich, das sie regiert,
ist daumennagelgroß.


Der Königin von Uelzen
sind Glück und Lachen fremd,
denn sie hat einem Riesen
ihr kleines Herz geschenkt.


Sie sitzt auf ihrem Hügel
in ihrem kleinen Schloß
und kann nicht zu ihm kommen.
Der Riese ist zu groß.



Ihr Seufzen und ihr Sehnen,
das hat er nie gehört,
obwohl sie jede Stunde
ihm Treu und Liebe schwört.



Und möchte sie ihn sehen,
so muß er ferne sein.
Denn nur in großer Ferne
ist auch ein Riese klein.

Copyright Carl Hanser Verlag Jutta Richter/ Es lebte ein Kind auf den Bäumem

10 Dezember 2011

Adventskalender 10




ABC beim Einschlafen

Abends um acht nach der Abendschau
Bellt ein böser Briefträgerbeißer
Cäsar vom Chiemsee
Der Dritte
Ein Elefant
Fängt Fliegen
Ganz groß
hängt der Himmel
Im Immer
Jeweh, jammert Jakob
Kann keiner kommen?
Lauter Laternen leuchten
Mitmal. Mein Moos, mein Moos,
Nimms nicht!
Obst oder Ordnung?
Pahh!
Quer stellst du dich!
Rot, ruft das Reh.
Still! Still!
Tiger träumt im
Ufergras
Vom verliebten Vogel im
Wolkenhaus.
X und
Y
Zählen Zitronen.

Copyright Jutta Richter

09 Dezember 2011

Adventskalender 9



Unsere Väter aus den verbotenen Ländern
haben uns etwas gelehrt.
Das Kopfeinziehen vor Ordnungsmächten
das Verschwinden hinter den Büchern
die wütende Angst vor dem Geld

aber auch

wie man in Finsternis den Wald durchquert
den Steinpilz zu finden
den Hallimasch trotzdem zu ernten
das lauern auf Hechte
das Pfeifen auf langen Autofahrten
das lehrten uns unserer Väter
aus den verbotenen Ländern.

Copyright Jutta Richter

08 Dezember 2011

Adventskalender 8

Posted by Picasa

Heute bin ich wild und böse,
bin ein Wolf im grauen Fell,
bin ein Drache, bin ein Löwe,
und ich beiße und ich bell!
Ich zertrete zwanzig Schnecken
Und ich mache ganz viel Krach
Schneide Löcher in die Decken,
mache meine Schwester wach!

Heute bin ich wild und böse
Und ich gehe nicht ins Bett,
Knalle Türen mit Getöse
Bin ganz kratzig, bin nicht nett.
Ich geb heute keine Küsse
Und ich schmuse nicht herum.
Ich bin stark, ich knacke Nüsse
Und ich finde Schmusen dumm

Aber endlich kommt der Abend
Und das Bösesein ist schwer.
Und ich stehe in der Küche
Und ich bin kein Löwe mehr.
Nimm mich bitte in die Arme!
Gib mir einen lieben Kuss!
Ich bin froh, dass ich jetzt endlich
Keinen Wolf mehr spielen muss.


Aus: Jutta Richter/Am Himmel hängt ein Lachen/Boje Verlag

07 Dezember 2011

Adventskalender 7



In einem großen, grünen Wald
da wohnt der Räuber Kitzelkalt
mit seinem Hund Banane
Sie üben oft und laut Klavier
und brauchen ziemlich viel Papier
für ihre Räuberfahne

copyright Jutta Richter

06 Dezember 2011

Adventskalender 6



Stoßseufzer einer Autorin

Ach, wenn man ein Mal nur Friseuse wäre

Man wär bei sich und trotzdem nie allein

Man könnte täglich dreißig Köpfe schneiden

Und würde dabei immer fröhlich sein.


Man würde mit Frau Schwarz ein Schwätzchen halten

Derweil die Schere schneller klippt und klappt

Man würde fromm bestürzt die Hände falten,

wenn man erführe, daß die Krause nach dem Leben schnappt.


Man wüsste alles, während man die Locken legte

Und stünde weise lächelnd in der Welt

Man wüsste wie Herr Oberthür die Zähne pflegte,

als hätte man das Glas ihm selber hingestellt.


Ach, wenn man ein Mal nur Friseuse wäre!

Nur einen Monat lang, das wäre was

Man würde wichtig sein, die Schaltzentrale,

Man hörte Haare wachsen und das Gras.

Copyright Jutta Richter

05 Dezember 2011

Adventskalender 5

Antons Traum




Anton steht auf dem Balkon
unten sitzen Hasen,
braun und weiß und mümmelig,
fressen Gras vom Rasen.

Anton bellt und denkt bei sich:
könnte ich doch fliegen
wie ein Vogel, hoch und tief,
würd' die Hasen kriegen!

Copyright: Jutta Richter

04 Dezember 2011

Adventskalender 4


Der Mond steht am Himmel und lacht,
der Mond darf noch lange nicht ruhn,
der Mond muß in jeder Nacht
sein Leuchten am Himmel tun.

Der Mond guckt zum Fenster herein,
der Mond ist ganz rund und ganz gelb,
der Mond ist immer allein,
beleuchtet die dunkle Welt.

Und bin ich jetzt hier und du dort
und liegt zwischen uns Land und Meer,
der Mond scheint an jedem Ort,
wir mögen ihn beide sehr.

Und trifft sich beim Mond unser Blick,
dann sind wir auch nicht mehr allein,
der Mond nickt freundlich zurück
und jetzt, jetzt schlafen wir ein.

copyright: Jutta Richter

02 Dezember 2011

Adventskalender 2




Im Winter ist der Wald aus Holz
Die Bäume stehen Stamm an Stamm
Sie strecken ihre Äste aus
Und gucken sich den Himmel an

Ein kalter Wind schiebt Wolken her
Die hängen tief und schneien Schnee
Der Holzwald setzt die Mütze auf
Und träumt von einer Sommerfee
aus: Jutta Richter Am Himmel hängt ein Lachen Boje Verlag/ Köln

01 Dezember 2011

Adventskalender

Ihr Lieben,
ab heute gibt es jeden Tag ein Gedicht von mir für Euch,
damit das Warten auf Weihnachten nicht so langweilig ist.

1. Dezember





Das Rauchgespenst


Im Schornstein wohnt das Rauchgespenst
Seit hundertzwanzig Jahren,
Und immer, wenn der Ofen brennt,
Will es zum Himmel fahren.

Das Rauchgespenst heißt Adalbert.
So hieß sein Vater schon.
In der Familie Rauchgespenst
Heißt so der erste Sohn.

Adalbert ist ein Wintergeist,
Wird groß bei Schnee und Frost.
Am größten ist er immer dann,
Wenn draußen Ostwind tost.

Er möchte eine Wolke sein,
Will in die Ferne schweben.
Doch was auch immer er versucht,
Es bleibt am Schornstein kleben.

Ein festes Band, das fesselt ihn
An Ofen, Schornstein, Haus.
Und alles, was er kennt und weiß,
Denkt er sich heimlich aus.

Er denkt bei Tag, er träumt bei Nacht.
Er möchte alles wissen.
Am allerliebsten würde er
Die Regenwolken küssen.

aus: Jutta Richter Am Himmel hängt ein Lachen Boje Verlag/Köln