Heute bin ich wild
und böse,
bin ein Wolf im
grauen Fell,
bin ein Drache, bin
ein Löwe,
und ich beiße und
ich bell!
Ich zertrete zwanzig
Schnecken
Und ich mache ganz
viel Krach
Schneide Löcher in
die Decken,
mache meine
Schwester wach!
Heute bin ich wild
und böse
Und ich gehe nicht
ins Bett,
Knalle Türen mit
Getöse
Bin ganz kratzig,
bin nicht nett.
Ich geb heute keine
Küsse
Und ich schmuse
nicht herum.
Ich bin stark, ich
knacke Nüsse
Und ich finde
Schmusen dumm
Aber endlich kommt
der Abend
Und das Bösesein
ist schwer.
Und ich stehe in der
Küche
Und ich bin kein
Löwe mehr.
Nimm mich bitte in
die Arme!
Gib mir einen lieben
Kuss!
Ich bin froh, dass
ich jetzt endlich
Keinen Wolf mehr
spielen muss.
Aus: Jutta
Richter/Am Himmel hängt ein Lachen/Boje Verlag
Es gibt zu diesem Gedicht auch eine zweite ironische Version
AntwortenLöschenHeute bin ich lieb und friedlich
bin ein Lamm im wollnen Fell
bin ein Rehkitz, fast schon niedlich,
und gehorche dir ganz schnell
Meine Katze ich liebkose
und ich bin auch sonst ganz still,
pups nur leise in die Hose
weil meine Schwester schlafen will
heute bin ich lieb und friedlich,
und geh' gerne früh ins Bett,
schließ die Türe ganz gemütlich,
bin nicht kratzig, sondern nett.
Heute geb ich gerne Küsse
und ich schmus mit dir herum,
ich bin sauber, wasch die Füße,
Und nimm dir auch gar nichts krumm.
Endlich geht der Tag zu Ende,
Und das Liebsein fällt mir schwer.
ich heb' zweifelnd meine Hände,
Und ich bin kein Lämmchen mehr.
Mag nicht deine Lobesrede,
Gib ein Widerwort mir bloß,
Ich bin froh und überlege,
was war denn heute mit mir los?
Wolfgang Duven